Interview mit Christoph Schorr / Holzbau Schorr
Seit über 35 Jahren befasst sich der Familienbetrieb Holzbau Schorr mit klassischen Zimmerarbeiten wie Dachstühle, Carports, energetischen Dach- und Altbausanierungen sowie dem Holzhausbau. Der Bau des ersten Musterhauses 2007 war ein Meilenstein in die Zukunft der Holzhausfertigung. Mittlerweile wurde Musterhaus Nr. 3 errichtet. Ebenso war das erste, 2019 fertiggestellte Mehrfamilienhaus in Holzbauweise ein weiterer Meilenstein der Fa. Schorr mit seinen mittlerweile über 40 Mitarbeitern.
Christoph Schorr ist Geschäftsführer und Sohn des Gründers Herbert Schorr. Zudem ist er mit seinem Unternehmen mein Baupartner und mein hoch geschätzter Ansprechpartner bei Bauvorhaben gemeinsamer Bauherren.
BaufiManufaktur: Hallo Christoph, steigen wir direkt mit einer bewusst provokanten Frage ein: warum ist der Holzbau dem Massivbau überlegen?
Christoph Schorr: Neben den Vorteilen wie Energieeffizienz, Ökologie, Bauzeit, echter Nachhaltigkeit usw. ist es vor allem das Klima- und Raumgefühl, das bei Holz viele Bauherren immer wieder überzeugt.
BaufiManufaktur: gibt es auch preisliche Vorteile?
Christoph Schorr: Ja, die gibt es. Sofern man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht….
Die sehr guten Wärmedämmeigenschaft einer Holzwand (also mit einem niedrigen U-Wert) bei vergleichsweise geringer Wandstärke sorgen natürlich für geringere Energieverbrauchskosten. Wenn ein massives Gebäude den selben U-Wert erreichen möchte, dann müssen die Wände deutlich stärker sein. Durch diese dickeren Wände verliert man wiederum Wohnfläche. Das kann bei einem Standard-Einfamilienhaus schnell mal 15 m² Wohnfläche ausmachen. Zudem ist die kurze Bauzeit ein Vorteil beim Wohnungsbau. Wohnungen können dann früher vermietet werden. Außerdem ist der Holzbau prädestiniert für Eigenleistungen.
BaufiManufaktur: Ich höre bei meinen Kunden, gerade bei Älteren, immer wieder eine Skepsis gegenüber dem Holzbau heraus nach dem Motto: „nur massiv taugt etwas“. Was erwiderst du solchen Vorurteilen?
Christoph Schorr: Dass der Holzbau etwas taugt, beweisen ja sogar sehr viele historische Gebäude. Neben alten Fachwerkhäusern ist ja auch meist bei den „normalen“ massiven Gebäude zumindest das Dach aus Holz. Wir haben das Rad ja nicht neu erfunden. Tragkonstruktion aus Holz mit Zwischendämmung ist ein Prinzip, das schon in der Bronzezeit verwendet wurde…
BaufiManufaktur: Hast du schon mal bankseitig Vorbehalte gegenüber dem Holzbau erlebt, also z.B. durch deine Kunden davon erfahren?
Christoph Schorr: kurz und knapp: nein. Zumindest wir waren davon nach meinem Kenntnisstand noch nicht betroffen.
BaufiManufaktur: Wo siehst du bei deinem regional tätigen Unternehmen Unterschiede gegenüber dem klassischen, bundesweit aktiven Fertighaushersteller? Unterm Strich ist ja beides Holzbau…
Christoph Schorr: Ja, aber es gibt doch einige Unterschiede. Als Meisterbetrieb vor Ort sind wir gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen der einzelnen Gewerke nach meinem Empfinden effizienter und schneller in der Kommunikation. Außerdem sind unsere Ansprechpartner in alle Bauphasen integriert und wissen bestens bescheid. Uns bestätigen glückliche Bauherren immer wieder, dass die Betreuung, die Kommunikation, die Abstimmung unter den Gewerken reibungslos und transparent ist.
Außerdem ist ein großer Unterschied, dass in unseren Häusern die Lage der Installationen (Schalter, Steckdosen) erst vor Ort wie bei einem konventionellen Bau festgelegt werden. Dazu haben wir eine sogenannte Installtionsebene, die erst auf der Baustelle und nicht schon im Werk geschlossen wird.
Erfahrungsgemäß ist es für den Bauherren vor Ort viel einfacher, die perfekte Lage der Schalter zu bestimmen. Die Anzahl und die Kosten sind natürlich vorab definiert. Ein Dose mehr oder weniger kostet dann auch nur den genannten Einzelpreis.
BaufiManufaktur: Falls ihr auch Holzmassivbau anbietet: welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Christoph Schorr: Im Einfamilienhausbau haben Vollholz-, Massivholz- oder auch Brettsperrholz-Bauteile durchaus Vorteile bei Deckenkonstruktionen (Brandschutz, Schallschutz, geringe Aufbauhöhen), sind aber leider beim Wärme-Dämmwert nicht so effektiv wie die Holzrahmenbauweise.
Was vielen Interessenten bei der Frage nach Massivholz vielleicht gar nicht bewusst ist, obwohl das Thema „Ressourcen sparen“ ja gerade omnipräsent ist: eine Massivholzwand braucht das 7 bis 10 fache an Holz wie eine Wand in Holzrahmenbauweise! Neben dem ökologischen Gesichtspunkt ist das auch eine Frage des Geldes…. eine massive Holzwand ist eben entsprechend teurer.
Für viele Bauherren vermutlich zweitrangig, für mich als regionaler Unternehmer mit vielen Arbeitnehmern aus der Region jedoch auch ein wichtiger Fakt: die Wertschöpfung erfolgt bei Massivholzwänden meist in großen, industriellen Fertigungsfirmen und nicht vor Ort beim „kleinen“ Handwerksbetrieb.
BaufiManufaktur: In unserer Branche bzw. unserer gemeinsamen Wertschöpfungskette „zuhause“ gibt es bundesweit betrachtet einen erheblichen Umsatzeinbruch. Spürst du das auch?
Christoph Schorr: Ja, es ist absolut spürbar. Aber ich würde nicht von einer Krise sprechen. Eher von einer Normalisierung. Die Branche und der Markt waren überhitzt. Ich denke aber auch, dass wir im Holzbau durch den wachsenden Marktanteil geringere Einbrüche haben als andere Branchen.
Es muss nicht immer ein kompletter Neubau sein.
BaufiManufaktur: Umgekehrt nehme ich eine weiterhin hohe Wohnraumnachfrage wahr: gerade junge Paare & Familien, die sich jetzt mit dem Gedanken Hausbau beschäftigen und deutlich höhere Zinsen als noch vor 2 Jahren schlucken müssen, was empfiehlst du denen? Oder welche Argumente sprechen weiterhin für den Eigenheimbau aus deiner Sicht?
Christoph Schorr: Die Gründe sind meiner Meinung nach bei jedem anders gelagert, also subjektiv anders bzw. stärker oder schwächer.
Ich rate jedem, über Sanierungen bzw. Anbauten und vor allem Aufstockungen nachzudenken. Da hat die Holzbauweise durch Ihre Schnelligkeit und geringes Gewicht extreme Vorteile. Es muss nicht immer ein kompletter Neubau sein.
BaufiManufaktur: Okay, kommen wir noch zum Thema energetische Modernisierung. Aufgrund der politisichen & medialen Diskussion sowie vielen Energiepreissteigerungen und ggfs. auch Verboten ist das Thema gefühlt omnipräsent. Gibt es allgemeingültige Empfehlungen, ab wann sich eine Sanierung nicht mehr rechnet und man besser neu baut?
Christoph Schorr: Das kann man pauschal nicht beantworten. Es kommt immer auf den Zustand der Bestandes und das gewünscht Ergebnis an. Sicherlich ist eine Aufstockung oder Anbau oftmals eine ideale Ergänzung. Untergeordnete Räume können im Bestand bleiben. Wichtige (Lebens-) Räume wie Wohnen, Essen, Arbeiten, Schlafen können dann im Neubaustandard erstellt werden, um das Optimum beim Licht und den Raumhöhen etc. zu erreichen.
BaufiManufaktur: Während der Corona-Krise war auch die Materialpreisdiskussion allgegenwärtig. Wie siehst du derzeit die Situation bei den Baustoffpreisen und welche Erwartungen hast du für die nähere Zukunft.
Christoph Schorr: Die Preis haben sich immerhin stabilisiert. Aktuell gehen wir nicht von einer Teurerung aus. Aber auch allenfalls von geringeren Senkungen. Anzeichen für große Preisstürze sehen wir nicht.
BaufiManufaktur: Bleibt bauen also weiterhin teuer?
Christoph Schorr: Ja, das sehe ich so. Leider
BaufiManufaktur: Welche Lösungen siehst du als Bauunternehmer für potentielle Bauherren, um diesem Trend entgegenzuwirken?
Christoph Schorr: Im Prinzip definiert sich der Preis nach Massen, Mengen und Ausstattung. Finanzielle Einsparungen können beispielsweise durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- kleiner, kompakter, effizienter bauen, z.B. Hauswirtschaftsräume/Technikräume und eine Speisekammer kombinieren, Spitzböden zumindest als Nutzfläche einplanen für z.B. ein kleines Büro
- sich bei der Ausstattung hinterfragen: benötige ich eine Lüftung? Muss es wirklich ein Kamin sein? Brauche ich mehrere Duschen?
- Thema Eigenleistung: hier bietet die Holzbauweise immenses Potential. Wird haben für unsere Ausbauhauskunden ein Materiallieferungspaket, ein eigenes Handbuch und regelmäßig Untersützung und Einweisungen vor Ort.
BaufiManufaktur: Jetzt haben wir viele Themen mindestens angeschnitten. Gibt es aus deiner Sicht noch Infos oder Tipps, die für Leser von Interesse sein könnten?
Christoph Schorr: Die Holzbauweise ist ja mitnichten eine neumodische oder gar unbewährte Bauweise. Trotzdem gibt es keine andere Bauweise, bei der sich in den letzten Jahren so viel in Sachen Technik, Materialien, Verarbeitung usw. nochmal weiterentwickelt hat. Der Holzbauweise gehört daher meiner Meinung nach die Zukunft: modern, ökologisch, energieeffizient und einfach wunderschön.
BaufiManufaktur: Danke, Christoph, für dieses interessante und anregende Interview! Alles Gute & bis bald…