Wie wirkt sich eine Leitzinserhöhung auf die Bauzinsen aus?
Die Preise für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen klettern seit über einem Jahr stark nach oben. Laut Eurostat ist die jährliche Inflationsrate im Euroraum auf über 10% gestiegen. Unser Geld wird somit weniger wert. Um dieser Geldentwertung entgegenzuwirken und uns Verbraucher zu entlasten, hat die Europäische Zentralbank EZB am 21. Juli 2022 zum ersten Mal seit elf (!) Jahren den Leitzins erhöht. Am 14. September 2022 erfolgte bereits die nächste Zinserhöhung und am 27. Oktober 2022 noch eine.
Doch was genau ist dieser Leitzins eigentlich, wie hoch ist er jetzt und was bedeuten die Zinserhöhungen der EZB bzgl. deinen Immobilienträumen?
Der Leitzins ist ein festgelegter Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen oder anlegen können. Mit ihm soll der Geldmarkt gesteuert oder zumindest beeinflusst werden, um die Wirtschaftslage, die Inflation und den Kurs von Währungen zu beeinflussen, und ist damit eines der wichtigsten Instrumente der EZB. Niedrige Leitzinsen kurbeln die Wirtschaft eher an, während höhere Zinsen sie eher abbremsen.
Was passiert, wenn der Leitzins steigt?
Wenn der Leitzins steigt, wird es für Banken teurer, sich Geld von der Zentralbank zu leihen. Um diese Kosten auszugleichen, erhöhen die Banken im Gegenzug die Kosten für die Kredite, die sie ihren Kunden anbieten. Das führt meistens dazu, dass weniger Kredite abgeschlossen werden. Zudem leihen sich Banken nun auch weniger Geld von den Zentralbanken aus. Das Angebot an Geld sinkt also. Dadurch gewinnt jeder existierende Euro an Wert und die Verbraucherpreise werden im Idealfall wieder günstiger – zumindest nicht mehr teurer.
Und wie wirken sich diese Leitzinsveränderungen auf die Bauzinsen aus?
Bei unseren Kunden hörten wir dieses Jahr immer wieder Panik, wenn eine Leitzinserhöung im Raum stand. Aber war diese Panik begründet? Werfen wir einen Blick auf die Leitzinserhöhungen 2022 und die anschließende Zinsentwicklung:
- Juli: zunächst ein rund 14-tägiger Abwärtstrend, dann bis Mitte September ein starkes Anziehen der Bauzinsen
- September: steigender Zinstrend setzt sich fort
- Oktober: die Bauzinsen werden seitdem bis heute konstant günstiger
Fazit: eine Erhöhung des Leitzinses bedeutete dieses Jahr nicht zwangsläufig, dass auch die Bauzinsen im gleichen Maße stiegen.
Und warum ist das so? Banken preisen erwartete Zinserhöhungen oftmals schon vorher ein. Außerdem gibt es auch andere Einflussfaktoren für Bauzinsen wie z.B. auch die Auslastung des jeweiligen Kreditinstituts.